Beobachtungsstudie
Englisch: observational study
Der Begriff "Beobachtungsstudie" ist ein Oberbegriff für nichtexperimentelle Studiendesigns, bei dem die Probanden nicht einer Intervention bzw. einer Kontrollgruppe durch die Forscher zugewiesen werden. Stattdessen werden sie über einen Zeitspanne hinweg unter natürlichen Bedingungen, hinsichtlich eines interessierenden Merkmals, beobachtet. Dies kann prospektiv bzw. retrospektiv erfolgen. Da die Störvariablen hierbei schwieriger kontrolliert werden können, ist die interne Validität ein besonderes Problem.
Als Vorteil kann die bessere Übertragbarkeit auf Nicht-Studien-, also Alltagssituationen betrachtet werden. Durch die Natürlichkeit der Situation kann die externe Validität, im Sinne der Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse, wesentlich höher als unter Laborbedingungen sein. Dies aber nur, wenn sicher gestellt ist, dass die interne Validität gegeben ist. Deswegen nehmen Beobachtungsstudien, obwohl auch sie zur Überprüfung von Hypothesen durchgeführt werden können, in der Rangfolge der Studien, die zur Evidenz der Wirksamkeit von Therapien beitragen, im Vergleich zu experimentellen Studien einen niedrigeren Rang ein. In der Epidemiologie, der Wissenschaft von der Verteilung und von den Ursachen von Erkrankungen in der Bevölkerung, nehmen Beobachtungsstudien hingegen eine wichtige Funktion ein.
- Beispiel 1
Aus ethischen Gründen ist es unzulässig, Patienten nach einer Hüftgelenksoperation den Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik zu versagen. Deshalb wird die Population derjenigen ermittelt, die aus freien Stücken keine Reha machen, und deren Heilungsverlauf mit dem der stationär nachbehandelten Personen verglichen.
- Beispiel 2
Der Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkarzinom oder die Schlaganfallgefährdung aufgrund der Einnahme von Empfängnisverhütungsmitteln wurden wesentlich durch Beobachtungsstudien erhärtet.
siehe auch: Evidenz, Experiment, randomisierte kontrollierte Studie, Hypothese, Kohortenstudie, Längsschnittstudie, Querschnittstudie, Confounder