empirisch
... bedeutet "auf Erfahrung beruhend" bzw. "in Erfahrung bringend" und wird in zwei - auf den ersten Blick einander widersprechenden - Bedeutungen verwendet.
Auf der einen Seite benutzt man den Ausdruck "empirisch", um zu sagen, dass etwas (eine Lehrmeinung, eine Herangehensweise) nur auf individuellen Erfahrungen beruht und damit nicht wissenschaftlich abgesichert ist.
Auf der anderen Seite benutzt man den Ausdruck "empirisch" in der Wissenschaft für diejenigen Methoden der Erkenntnisgewinnung, die über die Hypothesen- und Theoriebildung, über die Spekulation (die am Schreibtisch stattfinden kann) hinausgehen und diese Hypothesen und Theorien durch Beobachtung, Experimente (also Messungen und Datensammlungen) in der Realität überprüfen.
"Empirie" oder "die empirische Vorgehensweise" (die die Erfahrung und den Abgleich der Theorien in der Welt da draußen sucht) stellt den Kern des klassischen Verständnisses von Wissenschaft dar; denn dies formuliert zunächst, dass es da draußen eine, und nur eine, objektiv existierende Realität gibt, die der Mensch durch methodische Vorgehensweise, eben die Wissenschaft, erforschen kann.
Im Abendland geht dies bis in das Mittelalter zurück, als die ersten Naturforscher (gelehrte Mönche) begannen, Schlussfolgerungen aus den Beobachtungen der natürlichen Welt zu ziehen, und damit eine Abkehr von religiös vorgegebenen Welterklärungen vornahmen.
Tipp: In der "Der Name der Rose" von Umberto Eco geht es genau darum. Und natürlich um Mönche, die aus diesen und anderen Gründen gefährlich lebten.
Denn die waren zu neugierig geworden und erwarben durch Bücher gefährliches Wissen. Sie begannen damit, die Weltordnung zu gefährden. Gefährlich, da der Ketzerei verdächtig, lebten aber alle Mönche (natürlich nicht nur die), die wissenschaftlich zu denken anfingen. Denn Wissenschaft kennt keine Autorität, außer der Methode der kritischen Überprüfung von Sätzen, Annahmen und Lehrmeinungen durch Beobachtung und Experiment.
siehe auch: klinische Studie, deduktiv, Experiment