Konstrukt
Unter einem Konstrukt versteht man einen abstrakten Begriff, der nicht unmittelbar beobachtbar ist, der aber im Rahmen quantitativer Forschung häufig dennoch gemessen werden soll.
Viele Begriffe, die wir in der physiotherapeutischen Alltagssprache wie selbstverständlich verwenden, sind solche Konstrukte. Wir sprechen von "Selbständigkeit in Aktivitäten des täglichen Lebens", "Rehabilitationsmotivation", "Compliance", "Mobilität" etc. Doch auch "Ausdauer", "Sturzgefährdung". "zentrale Koordinationsstörung" und sogar "Blutdruck" und "Gesundheit" sind zunächst abstrakte Konstrukte, die sich einer unmittelbaren Beobachtung entziehen.
Um solche Konstrukte messen zu können, bedarf es einer "Operationalisierung", also eine konkrete Anweisung darüber, wie das Konstrukt zu messen ist. Bei Blutdruck wäre dies z.B. die Messmethode nach Riva-Rocchi, bei ADL könnte dies z.B. der Barthel-Index sein oder bei der Sturzgefährdung der Timed-up-and-go-Test oder die Berg-Balance-Skala.
Zu beachten ist allerdings, dass durch die Operationalisierung selbst, durch die Messmethode bzw. -anweisung also, auch eine Begriffsdefinition stattfinden kann. Man spricht von einer "operationalisierten Definition". Wird z.B. eine Messung der ADL-Selbständigkeit mit Hilfe des Barthel-Indexes vorgenommen, so beschränkt sich der ADL-Begriff auf elementare Funktionen der körperlichen Pflege und Selbstversorgung. Einen umfassenderen ADL-Begriff, der auch Haushalts- und Freizeitaktivitäten erfasst, würde die operationale Definition über den Barthel-Index schon nicht mehr erfassen.
Deswegen ist es wichtig, genau zu betrachten, wie in Studien bestimmte Begriffe definiert (bzw. gemessen) wurden.